Ein Beitrag von Tierärztin Katrin Hepp
Durchfallerkrankungen bei Hunden kann viele Ursachen haben. Insbesondere bei jungen Hunden sollte ein parasitärer Befall ausgeschlossen werden. Für eine aussagekräftige parasitologische Kotuntersuchung sind 3 Kotproben von 3 Stuhlgängen nötig. Dadurch werden falsch negativ Ergebnisse ausgeschlossen.
Optimal ist es den jungen Hund ab der 2 Lebenswoche alle 14 Tage mit verschiedenen Präparaten gegen Rundwürmer zu entwurmen. Auch nach dem Umzug in den neuen Haushalt sollte der Turnus von 14 Tagen mindestens 1x beibehalten werden.
Warum? Durch die Muttermilch werden IMMER Spulwurmlarven aufgenommen. Diese machen zunächst eine Körperwanderung durch und entwickeln sich dann im Darm zu adulten Würmern. Die gängigen Wurmkuren können nur erwachsene Würmer eliminieren.
Aus Sicherheitsgründen sollte nach 3 Monaten nochmals entwurmt werden. Dafür sollten Präparate verabreicht werden, welche auch den Fuchsbandwurm erfassen. Diese enthalten Praziquantel (z.B. Drontalplus).
Bandwürmer brauchen in der Regel einen Zwischenwirt. Der Hund kann sich nur infizieren, wenn er rohes Fleisch isst. Dazu gehören auch Mäuse. Diese können auch Wirt für den Fuchsbandwurm sein. Sollten Sie ihren Hund barfen oder ist dieser leidenschaftlicher Mäusejäger und verspeist er seine Beute, sollten Sie alle 3 Monate mit einem Präparat entwurmen, welches Praziquantel enthält.
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HINWEIS
Bandwurmeier können bei Kotuntersuchungen nicht unbedingt detektiert werden_____________
Sie wohnen ländlich oder haben Hühner? Hier könnten die sonst selten auftretenden Kokzidien auftauchen. Gegen diese hat sich Procox bewährt.
Das Thema Giardien betrifft zunehmend auch ältere Hunde. Zu diesem Thema verweise ich auf den sehr informativen Artikel „Giardien bei Hund, Katze und Mensch: Auf dem Weg zur Weltherrschaft.“ von Ralph Rückert.
Sollten Parasiten ausgeschlossen sein und der Durchfall nicht mit einer herkömmlichen Diät – bestehend aus mageren, abgekochten, hellen Fleisch, Hüttenkäse, Karotten und einem Kohlenhydratanteil (Reis, Nudeln, Kartoffeln) – in den Griff zu bekommen sein, dann sollte man zu weiteren Diagnostik ein GROSSES Blutbild machen lassen. WICHTIG ist dabei das GROSSE Blutbild, denn dabei gibt es tendenziell Hinweise ob der Durchfall bakteriell, viral oder parasitär bedingt ist und auf eventuelle Allergien. Bedeutend bei der blutchemischen Untersuchung ist, dass Leber- und Nierenwerte gründlich untersucht werden. Dazu gehören auch die Gallensäuren, denn auch chronische Leber- und Nierenerkrankungen können mit Durchfall einhergehen. Auch die Bestimmung des Basis-Cortisols ist von Bedeutung um ein ein Morbus Addison (Unterfunktion der Nebennieren) auszuschließen, der zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann. Am aller wichtigsten ist es jedoch bei allen Hunden mit Durchfallproblematik die spezifische Pankreaslipase mitzubestimmen! Bei blutigen Durchfällen kann es nicht schaden auch ein Gerinnungsstatus in Auftrag zu geben, um eventuelle Vergiftungen durch Rattengift auszuschließen. Unter Umständen ist es auch sinnvoll eine Röntgenuntersuchung oder Sonographie anzuschließen. Mittels dieser diagnostischen Hilfsmittel kann man Hinweise auf verschluckte Fremdkörper, entzündliche Geschehen oder Tumore gewinnen.
Mikrobiologische Kotuntersuchung können unter Umständen sinnvoll sein um Verschiebungen im Darmmikrobion zu detektieren, die ursächlich für chronische Magen-Darm-Probleme sein können.
Der Darm ist ein wichtiges Organ des Immunsystems. Wenn dieses im Ungleichgewicht ist kann die Schleimhaut des Darm von verschiedensten Krankheitserregern angegriffen werden und zu massiven Problemen führen. Das Mikrobiom des Darm besteht zu 99% aus anaeroben (unter Luftabschluss wachsenden) Keimen. Nur 1% besteht aus Keimen, die sich mittels einer Laboruntersuchung angezüchtet und differenziert werden können. Auch bei diesen so untersuchten Keimen, findet man häufig auch potenziell pathogene Keime wie Salmonellen oder hämolysierende E. coli, die massive, teils blutige Durchfallerkrankungen verursachen können. Diese können dann dementsprechend antibiotisch behandelt werden.
Erst seit kurzem ist es über DNA Nachweis gelungen, die unter Luftabschluss wachsenden Bakterien zu analysieren. Dabei hat man festgestellt, dass es massive Ähnlichkeiten des Mikrobioms bei Menschen und Hunden gibt. Durch die ca. 15 000 Jahre Domestikation des Hundes und der damit zusammenhängenden Umstellung der Nahrung, kam es zum Transfer der Bakterien in beide Richtungen. Dies führte bei dem Hund auch zu einer Anpassung an eine Kohlenhydrat reiche Nahrung.
Der Hund wurde zum Allesfresser.
Gerade Kohlenhydrat spaltende Bakterien produzieren Stoffe die essentiell für die Aufrechterhaltung der Barriere der Darmschleimhaut sind (speziell im Enddarm). Ist die Nahrung zu proteinreich vermehren sich proteolytische Keime die für den Schutz der Darmschleimhaut nicht so essentiell sind wie die Kohlenhydrat spaltenden Keime. Wird zu viel Eiweiß gefüttert verfügt die Darmschleimhaut über kein ausreichenden Schutz mehr. Unter Umständen können Giftstoff produzierende Keime( wie zb. Clostridium perfringens) sich in die Darmwand einnisten, diese weiter schädigen und den Weg ebnen das auch andere Bakterien unter Umständen in die Blutbahn gelangen und zu einer Sepsis führen. Dementsprechend ist es wichtig, dass sich im Futter ausreichender Kohlenhydratanteil befindet um eine physiologische Darmflora zu ermöglichen.
Im Gegensatz zu früher, ist von 24-stündigen Fasten abzuraten um den guten Bakterien die Chance zu geben sich zu regenerieren. Auf fettarmes, hochverdauliches Futter ist zu achten. Rohfutter ist generell zu vermeiden, denn es erhöht das Risiko für Entzündungs- und Unverträglichkeitsreaktionen. Man geht davon aus, dass allergenreiche Futtermittel wie Rindfleisch (dunkles Fleisch) suboptimal sind.
Bei akuten Durchfall hilft auch Heilerde, gemahlene Flohsamen wirken präbiotisch und fördern das Wachstum der darmschützenden Bakterien. Diese setzen protektive Schleimstoffe frei, welche die Darmschleimhaut zusätzlich abschirmen.
Der Einsatz von Probiotika kann dazu führen, dass sich die Darmflora im Enddarm reguliert. Vorzugsweise sind Kombipräparate einzusetzen, die z.B. Laktobazillen und Enterococcus Faecium enthalten. Es ist darauf zu achten, dass sich die Präparate in klinische Studien bewährt haben. Desweiteren wirkt die Gabe von Vitamin B12 unterstützend. Auch eine orale Immuntherapie mit Autovaccinen kann kann bei chronischen Durchfällen hilfreich sein.
Es sollte auf eine Stressreduktion geachtet werden, da dieser das Immunsystem stark belastet.
Die Gabe von Antibiotika sollte nur in besonderen klinischen Situationen in Erwägung gezogen werden.
Vom derzeitigen Trend, nur noch getreidefrei und proteinreich zu füttern, sollten wir uns vielleicht distanzieren. Man sollte auch bedenken, dass die Körperzelle nur Glukose verwerten kann, welche aus allen Nahrungsbestandteilen über die Verstoffwechselung in der Leber produziert wird.
Für den Körper ist es wesentlich einfacher aus kohlenhydrathaltigen Bestandteilen des Futters Glukose zu produzieren. Bei schwerer verdaulichen Nahrungsmitteln, wie Proteinen, entstehen zudem Abfallprodukte welche Leber und Nieren belasten können.
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